Dkfm. Dr. Vinzenz Zwitter
- Geb. am} 19.0.1904
- Geburtsort: Göriach
- Kategorie: Doktorratsstudiengang
- Heimatberechtigung: St. Jakob (Kärnten) (St. Jakob (Kärnten)), Österreich
- Staatsbürgerschaft: Österreich
Vinzenz (slowenisch: Vinko) Zwitter wurde am 19. Juli 1904 in der Kärntner Ortschaft Draschitz/Draščice geboren, die zur Pfarre Göriach/Gorje und zur politischen Gemeinde Hohenthurn/Straja vas gehörte. Er war Sohn der Maria (geborene Janschitz) und des Gasthauspächters Valentin Zwitter, der auch eine Molkerei und Käserei betrieb. Seine Mutter war am 17. September 1882 in Köstenberg/Kostanje geboren worden und verstarb bereits 1911 in St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. Der Vater war am 7. Januar 1872 in Achomitz/Zahomc a.d. Gail geboren worden und verstarb 1938 in St. Jakob im Rosental. 1906 übersiedelte die Familie nach St. Jakob im Rosental. Hier pachteten Vinzenzʼ Eltern das Gasthaus im Ortskern und richteten einen Käsereibetrieb ein.
Vinzenz besuchte zunächst die Volksschule in St. Peter im Rosental/Šentpeter, eine der Kastralgemeinden von St. Jakob. Danach ging Vinzenz auf das Gymnasium Klagenfurt, wo er in der ersten Hälfte des Jahres 1924 die Matura ablegte. Anschließend schrieb er sich an der Hochschule für Welthandel ein, wo auch seine Vettern Franz und Martin-Mirt studiert haben. An der ‚Welthandel‘ war Vinzenz vor dem Zweiten Weltkrieg acht Semester lang inskribiert (Wintersemester 1924/25 bis Sommersemester 1931). Neben dem regulären Studium der Handelswissenschaften besuchte er Veranstaltungen am sog. Lehrerseminar, das auf die Ausbildung von Lehrpersonal an Handelsschulen spezialisiert war. Auch im Wintersemester 1946/47 war er noch einmal für das Lehrerseminar inskribiert und legte 1949/50 Prüfungen in den Fächern Schriftverkehr und Kaufmännisches Rechnen ab. Die Diplomprüfung bestand Zwitter im Juli 1928. Der akademische Titel „Diplomkaufmann“ wurde in Österreich allerdings erst im März 1936 durch eine Verordnung der Bundesregierung eingeführt; Absolventen, die vorher die Diplomprüfung abgelegt hatten, wurde mit der „Diplomkaufmannverordnung“ immerhin die Möglichkeit eröffnet, durch Abfassung einer freien schriftlichen Arbeit und Ablegung schriftlicher Klausuren die Führung des Titels zu beantragen. Zwitter zählte zu den ehemaligen Studierenden der ‚Welthandel‘, die von dieser Option sogleich Gebrauch machten: Auf der Grundlage seiner Diplomarbeit zum Thema Kapitalistische Rechnung und Landwirtschaft wurde ihm bereits im August 1936 die Diplomurkunde ausgestellt, der entsprechende Ausweis wurde vom damaligen Rektor Bruno Dietrich im November 1936 ausgestellt.
Während des Studiums war Vinzenz Vorsitzender des Klubs der slowenischen Kärntner Akademiker in Wien/Klub slovenskih koroških akademikov. Gemeldet war er zunächst in der Schmidgasse 4/12 (8. Wiener Gemeindebezirk). Möglicherweise übernahm er die Wohnung von seinem älteren Bruder Valentin, der im Wintersemester 1923/24 und im Sommersemester 1924 als außerordentlicher Hörer ebenfalls an der Hochschule für Welthandel inskribiert war und gleichzeitig Staatswissenschaften an der Universität Wien studierte. Im März 1926 zog Vinzenz in die Dreilackengasse 4/12 (9. Bezirk), im Oktober des folgenden Jahres in die Riglergasse 4/15 (18. Bezirk), wo er mit einer mehrmonatigen Unterbrechung bis Juni 1931 gemeldet war. Wohl nach dem Zweiten Weltkrieg wohnte er in der Belvederegasse 30 (4. Bezirk).
1933 ehelichte er Terezija (Rezi) Prušnik, die 1913 in Eisenkappel/Železna Kapla geboren worden war. Insgesamt schenkte das Paar sechs Kindern das Leben. Im heimatlichen Klagenfurt wohnte die Familie in der Achazelgasse.
Anfang Oktober 1939 reichte Zwitter an der Hochschule für Welthandel seine Dissertation zum Thema Der Einfluss des Kapitalismus auf die Landwirtschaft mit besonderer Berücksichtigung des Ertragsproblems ein. Die Rigorosen absolvierte er allerdings erst im Februar und März 1941. Auf dieser Grundlage wurde er am 21. März 1941 zum Doktor der Handelswissenschaften promoviert. Von Seiten der Hochschule wurde Zwitter zwar die kostenintensive Drucklegung erlassen. Das Doktordiplom aber wurde ihm vorenthalten. Wie ihm der nationalsozialistische Rektor Kurt Knoll beschied, werde er die entsprechende Urkunde erst nach Vorlage einer „verbesserten Dissertation“ erhalten. Während des Zweiten Weltkriegs ist es dazu jedoch nicht gekommen. Erst Anfang Oktober 1948 reichte Zwitter vier maschinengeschriebene Exemplare der überarbeiteten Doktorarbeit bei der ‚Welthandel‘ ein. Auf dieser Grundlage wurde ihm Mitte Juli 1949 die Doktorurkunde ausgestellt; sie war wohlgemerkt rückdatiert auf das ursprüngliche Promotionsdatum, also auf März 1941. Welche Änderungen Zwitter in der Zwischenzeit vorgenommen hatte, lässt sich nicht rekonstruieren. Das Exemplar, das sich in der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien befindet, ist auf unterschiedlichen Papiersorten geschrieben. Obendrein wird zwar als Einreichjahr 1941 genannt, die Arbeit selbst sowie das Literaturverzeichnis jedoch umfassen auch Titel, die in späteren Jahren publiziert worden sind. Da offenbar nicht die Originalfassung von 1941 überliefert ist, muss offen bleiben, ob sich Zwitter vor Kriegsende der Forderung des Gutachters Arnold Pöschl aus dem Jahr 1942 gebeugt hat, alle Stellen zu eliminieren, die an die korporatistischen Staats- und Gesellschaftslehren von Othmar Spann erinnerten und stattdessen nationalsozialistisch ausgerichtete Bücher zu berücksichtigen; die Bibliographie des Exemplars in der Universitätsbibliothek enthält jedenfalls sehr wohl Titel von Spann, nicht jedoch – wie von Pöschl gefordert – von regimekonformen Autoren wie Artur Schürmann und dem zeitweiligen Reichsernährungs- und Landwirtschaftsminister Herbert Backe.
Vermutlich wird Zwitter nach den Rigorosen so gut wie keine Gelegenheit zu wissenschaftlicher Arbeit gehabt haben. Denn knapp zwei Wochen nach seiner Promotion wurde er von der Staatspolizeistelle Klagenfurt verhaftet, und zwar vor den Augen seiner Frau und Kinder nach der Festmesse zu Palmsonntag. Die Festnahme geschah nicht zufällig am selben Tag, an dem die deutsche Wehrmacht Jugoslawien überfiel (6. April 1941). In Kärnten führte die militärische Invasion im Nachbarstaat zu „einer Intensivierung der Verfolgung von Funktionären und Mitgliedern der slowenischen Kultureinrichtungen“ (Malle u.a. 2004, S. 236).
Zu den Opfern dieser Politik zählte denn auch Vinzenz Zwitter. Seit 1928 war er Redakteur der Wochenzeitung Koroški Slovenec [Der Kärntner Slowene] gewesen und hatte zwischen 1929 und 1941 als Sekretär des Slowenischen christlich-sozialen Verbandes für Kärnten/Slovenska krščansko-socialna zveza gewirkt (1934 umbenannt in Slowenischer Kulturverein/Slovenska prosvetna zveza). Auch in anderen kulturellen Organisationen der Kärntner Slowenen sowie im Aufsichtsrat des Kärntner Genossenschaftsverbandes/Zveza koroških zadrug war er vertreten. Außerdem war er 1939 zum Obmann des Spar- und Vorschußvereins in Klagenfurt/Hranilnica in posojilnica društvo v Celovcu gewählt worden und hatte längere Zeit das Slowenische Studentenheim in Klagenfurt geleitet. Schließlich ist den Stempeln in seinen Reisepässen zu entnehmen, dass er in den dreißiger Jahren mehrfach nach Jugoslawien gereist war.
Vinzenz Zwitter gehörte zwar zu jenen Repräsentanten der Kärntner Slowenen, die nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs vom März 1938 gehofft hatten, sich mit dem NS-Regime arrangieren zu können, um ihre Volksgruppe vor möglichen Diskriminierungen und Repressalien zu schützen. So soll er geäußert haben: „Die betont nationale Bewegung des neuen Staates verfolgen wir Kärntner Slowenen mit Sympathie und wir werden sie nach Kräften unterstützen, aber mit dem Vorbehalt, dass unter der slowenischen Bevölkerung die slowenische nationale Ehre und der wirtschaftliche Wohlstand bewahrt werden [...]. Loyal wollen wir unsere Staatsbürgerpflicht erfüllen und in allen Organisationen des Nationalsozialismus mit Ausnahme der militanten Gruppen SA und SS, die wegen ihres besonderen Charakters den deutschen Landsleuten vorbehalten sind, mitwirken.“ (zit. nach Wieser 2014, S. 172) Und anfangs schien das NS-Regime solchen Hoffnungen entgegengekommen zu sein – hatte doch Dr. Franz Hammerschmid, der Persönliche Referent von Reichsstatthalter Dr. Arthur Seyß-Inquart, am 14. April 1938 bei einem Empfang von Vertretern der Kärntner Slowenen in der Reichsstatthalterei zu Wien, dem Gebäude des heutigen Bundeskanzleramts, erklärt: „Der Nationalsozialismus stehe auf rassischer Grundlage, betrachte die Slowenen als artverwandtes Volk, behandle sie also mit demselben Maßstab wie die deutschen Volksgenossen.“
Spätestens mit der Verhaftungswelle, mit der die Nationalsozialisten nach dem Beginn des deutschen Überfalls auf Jugoslawien unter den Kärntner Slowenen wüteten, wurde deutlich, dass das Regime keineswegs gewillt war, die slowenische Minderheit zu respektieren. Der Koroški Slovenec, der in einer Auflage zwischen 5.000 und 5.600 Exemplaren "die kulturellen, nationalen und wirtschaftlichen Interessen der slowenischen Volksgruppe" in Kärnten vertreten hatte (Malle 2016, S. 1093), musste 1941 sein Erscheinen einstellen, und der oben genannte Klagenfurter Spar- und Vorschußverein wurde Karl Geissner unterstellt; bald darauf sollte dieser regimekonforme kommissarische Geschäftsführer die slowenische Organisation zwangsweise mit der Raiffeisenkasse Klagenfurt verschmelzen. Zwitter, der für drei Monate in Gestapohaft genommen wurde, musste ohnmächtig zusehen, wie der Spar- und Vorschußverein seine Selbständigkeit verlor und faktisch ‚gleichgeschaltet‘ wurde.
Wie andere Repräsentanten der slowenischen Minderheit musste Zwitter nach der Entlassung aus der Haft die ‚Ostmark‘ verlassen. Das Arbeitsamt verpflichtete ihn am 1. Oktober 1941, bei der Deutschen Lufthansa in München eine Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter aufzunehmen. Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde er nach Náchod (Protektorat Böhmen und Mähren) versetzt. Hier übte er eine leitende Tätigkeit in der Personalabteilung der sogenannten Überholungswerkstätten der Lufthansa aus, in der 1943/44 so gut wie ausschließlich tschechische Arbeitskräfte zwangsweise eingesetzt wurden (Budraß 2016, S. 88 und 92-99). Vom Waffendienst war Zwitter ausgeschlossen, weil er für „wehrunwürdig“ befunden wurde (Malle u.a. 2004, S. 478).
Außer Vinzenz sahen sich weitere Familienangehörige gezwungen, die Alpen- und Donaugaue (wie Österreich seit 1942 hieß) verlassen. Seine Schwiegereltern Franz und Marija Prušnik wurden im Rahmen der Massendeportation slowenischer Familien 1942 ausgesiedelt. Seine Frau Terezija, deren Bruder Karl sich unter dem Decknamen Gašpar der Partisanenbewegung unter Josip Broz Tito anschloss und im November 1942 nur mit Mühe der Verhaftung entkommen konnte, verließ im Januar 1944 mit den damals vier Kindern Klagenfurt, nachdem die Stadt von alliierten Bombern angegriffen worden war. Zunächst ließ sie sich in St. Jakob nieder, dem Wohnort ihres Schwiegervaters. Hier fand sie auf dem Anwesen ihres Schwagers Janko Unterkunft, der von der Wehrmacht an der Ostfront eingesetzt war. Lange aber konnte sie hier nicht bleiben. Denn wie ihr Ehemann machte auch Terezija unangenehme Bekanntschaft mit der Gestapo: Sie wurde denunziert und mehrmals von einem Slowenisch sprechenden Gestapo-Spitzel hinters Licht geführt. Einmal behauptete er, ihr Bruder Karl sei schwer verletzt worden und benötige Verbandszeug sowie wärmende Handschuhe und Socken. Aus Sorge um ihren Bruder übergab sie dem Spitzel Materialien – und setzte sich somit dem Vorwurf aus, die Partisanenbewegung zu unterstützen. Daraufhin wurde sie im Frühjahr 1944 von der Gestapo verhaftet und verhört. Schließlich wurde Terezija freigelassen unter der Bedingung, das zweisprachige Gebiet in Kärnten zu verlassen. Eine neue Bleibe fand sie im Pfarrhof Zammelsberg bei Weitensfels im Gurktal/Krška dolina. Hier stellte ihr Pfarrer Matej Nagele, der ebenfalls aus dem zweisprachigen Gebiet ausgewiesen worden war, ein Zimmer zur Verfügung. Im Gurktal konnte sie mit ihren Kindern bis Kriegsende bleiben. Ihre Tochter Agnes Zikulnig erinnerte sich im Jahr 2015: „Gemeinsam verbrachten wir die Zeit äußerst karger Verhältnisse und großer Isolation bis zum Kriegsende. Weder unsere Mitschüler noch die Lehrer und Nachbarn durften über den Grund unseres Aufenthaltes und unsere Zugehörigkeit zur slowenischen Volksgruppe ins Vertrauen gezogen werden.“
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Vinzenz Zwitter nach Kärnten zurück: Am 12. April verließ er Náchod, um zu seiner Familie in Weitensfeld zu reisen. In Kärnten gehörte er bis 1947 zu den führenden Politikern der Osvobodilna Fronta za Slovensko Koroška [Befreiungsfront für Slowenisch-Kärnten], die während des Krieges gegen die Achsenmächte Deutschland und Italien gekämpft hatte und sich nun gegenüber der britischen Besatzungsmacht als die offizielle Interessenvertretung der slowenischsprachigen Österreicherinnen und Österreicher verstand. So nahm Zwitter beispielsweise im Februar 1946 an Verhandlungen mit Oberst H.B. Simson, dem Leiter der britischen Besatzungsverwaltung, über die Auflösung der oben dargestellten Zwangsvereinigung des slowenischen Spar- und Vorschußvereins mit der Raiffeisenkasse Klagenfurt und die Wiederherstellung eines selbständigen slowenischen Genossenschaftswesens in Kärnten teil.
Außerdem war Zwitter Mitgründer des Rates der Kärntner Slowenen/Narodni svet koroških Slovencev sowie des Bäuerlichen Wirtschaftsbundes/Kmečka gospodarska zveza, in dem er von 1959 bis 1964 als Sekretär tätig war. Dem Rat der Kärntner Slowenen, der im Juni 1949 nach dem Bruch mit dem Tito-Kommunismus aus der Taufe gehoben wurde, diente er von der Gründung bis 1954 sowie noch einmal zwischen 1958 und 1962 als Sekretär. Zweifellos gehörte er zum Flügel des „katholischen Fundamentalismus“ (Malle 1998, S. 504). Das Engagement zugunsten von katholischem Glauben und katholischer Kirche war schon in der Vorkriegszeit prägend für ihn gewesen. Damals hatte er sich beispielsweise für den Katholischen slowenischen Bildungsverein in Radsberg (Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah) eingesetzt, der auf seine Anregung hin nach der Volksabstimmung von 1920 grundlegend erneuert wurde (Ogris 2016, S. 1100). Die Bindung an den Katholizismus lässt sich auch daran ablesen, dass sich Vinzenz Zwitter im April 1948 in den Vorstand der katholischen Hermagoras-Bruderschaft/Mohorjeva družba wählen ließ, die sich die Herausgabe slowenischer Druckwerke und die Förderung von Bildung und Kultur unter der slowenischsprachigen Bevölkerung Kärntens verschrieben hatte; unter allen Kandidaten hatte er beim Wahlgang die meisten Stimmen erhalten. Am 19. September 1965 wurde Zwitter im Klagenfurter Hermagoras-Haus zum ersten Vorsitzenden des Slowenisch-Katholischen Arbeitsausschusses (Katoliški delovni Odbor) gewählt. In dieser Funktion, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1977 innehaben sollte, setzte er sich im Rahmen der Katholischen Aktion um eine Christianisierung wie auch um eine Versöhnung der deutsch- und der slowenischsprachigen Bevölkerungen ein. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde Zwitter vom Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt, Dr. Joseph Köstner, zu einem von drei Vertretern der slowenischsprachigen Bevölkerung im Deutsch-Slowenischen Koordinationsausschuss des Bistums ernannt. In diesem Kontext erarbeitete Zwitter zusammen mit Ernst Waldstein, Dechant Johann Walcher, Andreas Thurn-Valsassina, Valentin Inzko sen. und Dechant Janko Hornböck die Vorlage für das Synodalgesetz Das Zusammenleben der Deutschen und Slowenen in der Kirche Kärntens, das im Oktober 1972 von der Kärntner Diözesansynode angenommen wurde. Für seine Verdienste um den Katholizismus in Kärnten, wozu auch die Tätigkeit für den von ihm mitbegründeten Christlichen Kulturverband/Křčanska kulturna zveza (1953) zählt, wurde ihm am 6. Februar 1965 von Papst Paul VI. der Silvesterorden verliehen.
Beruflich wurden nach Kriegsende die Handelsschule und die Handelsakademie in Klagenfurt Zwitters Heimat. Hier lehrte er von 1949 bis 1969 kaufmännische Gegenstände und Slowenisch. An der Handelsschule setzte er sich denn auch erfolgreich dafür ein, dass neben Italienisch Slowenisch als Fremdsprache gewählt werden konnte. Außerdem bemühte er sich um die Errichtung der Bäuerlichen Landwirtschaftsschule in Tainach/Tinje. Und schließlich unterrichtete Zwitter an der von Schulschwestern unterhaltenen Haushaltungsschule in St. Peter im Rosental. 1966 wurde ihm der Berufstitel Oberstudienrat verliehen.
Neben seiner politischen und der pädagogischen Aktivität wurde Vinzenz Zwitter in der Nachkriegszeit wieder publizistisch tätig. 1949 gründete er die slowenischsprachige Zeitschrift Družina in dom [Familie und Heim], wo er sieben Jahre lang erster Redakteur war. Später wurde er Redakteur von Vera in dom [Glaube und Heim]. Außerdem schrieb er für die Wochenzeitung Naš tednik, das Wochenblatt des Rates der Kärntner Slowenen. Für sein vielfältiges Engagement zugunsten der slowenischsprachigen Bevölkerung seines Heimatlandes reiste er – wie aus seinem Reisepass ersichtlich ist – zwischen den fünfziger und siebziger Jahren erneut mehrmals nach Jugoslawien.
Am 3. Mai 1977 verstarb Vinzenz Zwitter im 73. Lebensjahr in Tösching/Tešinja. Er wurde auf dem Friedhof von St. Jakob im Rosental beigesetzt. In dem Familiengrab ruht auch seine 1985 verstorbene Frau Terezija.
Autor: Johannes Koll
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Quellenhinweise
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Todesanzeige Vinzenz Zwitter (Privatbesitz Agnes/Janja Zikulnig).
E-Mails von Agnes/Janja Zikulnig an PD Dr. Johannes Koll (Wirtschaftsuniversität Wien) vom 17. Juni 2015, vom 17. und 30. März 2016 und vom 14. April 2016.
Gespräch von PD Dr. Johannes Koll (Wirtschaftsuniversität Wien) mit Agnes/Janja Zikulnig am 8. Dezember 2015 in Wien.