Susanna (Susanne) Brück (Geburtsname: Feld)

  • Geb. am} 25.0.1910
  • Geburtsort: Przemyśl (Przemysl), Österreich
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Susanna (bzw. Suanne) Brück war Tochter des Prokuristen Daniel Feld (Kaufmann). Zum Zeitpunkt ihrer Geburt lag ihr Geburtsort Przemyśl im habsburgischen Kronland Galizien.

Am 29. Juni 1933 hat Susanna in Wien den Privatangestellten („Manipulant“) Leopold Brück (geb. 24. Dezember 1899 in Wien) geheiratet, der ebenso wie sie der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte. Aus der Ehe ist am 21. April 1934 Liesbeth (Lisbeth) hervorgegangen. Susanna führte in der Favoritenstraße 122 (10. Wiener Gemeindebezirk) ein Geschäft für Textil- und Wäschewaren. Die Privatwohnung befand sich in der Schönbrunner Straße 106/3/19 (5. Wiener Bezirk). Außerdem war die Familie in Klosterneuburg gemeldet, und zwar in der Kierlingerstraße 52a. Hier steht ein ansprechendes Doppelhaus, das Leopolds Mutter Ernestine Brück und seinem Onkel Hermann Brück je zur Hälfte gehörte. Wie unten gezeigt wird, wurde es nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs Gegenstand der ‚Arisierung‘.

An der Hochschule für Welthandel war Susanna Brück im Wintersemester 1930/31 sowie im Wintersemester 1937/38 inskribiert. Als Jüdin musste sie das Studium nach dem 'Anschluss' Österreichs aufgeben. In den folgenden Jahren waren sie und ihre Familie weiteren Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. So fiel ihr Unternehmen der ‚Arisierung‘ anheim: Für den Betrag von 6.279,17 Reichsmark, der von der Vermögensverkehrsstelle, einer staatlichen Rauborganisation, als „Entjudungsauflage“ festgesetzt worden war, übernahm Antonie Krejci am 8. Dezember 1938 das Wäschegeschäft in der Favoritenstraße.

Im Oktober 1938 emigrierte Susanna mit Leopold und Liesbeth in die USA. Dabei wurden sie von Susannas Schwiegermutter Ernestine finanziell unterstützt. Weil sie das Reichsgebiet verlassen hatten, wurde den Angehörigen der Familie Brück am 21. März 1941 die Staatsbürgerschaft entzogen. Am selben Tag verfügte SS-Sturmbannführer Dr. Karl Ebner, Oberregierungsrat in der Staatspolizeileitstelle Wien der Geheimen Staatspolizei, „aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mit dem Ziele der späteren Einziehung zu Gunsten des Deutschen Reiches“ die Beschlagnahme des gesamten Vermögens sowie aller Rechte und Ansprüche von Leopold und Susanna Brück. Zum Vermögensverwalter wurde der Weiner Rechtsanwalt Dr. Stephan Lehner bestellt, ein Mitglied des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes.

Am 21. Januar 1940 gelang auch Leopolds Mutter Ernestine (geb. 7. November 1877 in Častá/Schattmannsdorf, Mädchenname Steiner) mit ihrer Nichte Herta, der Tochter ihres Schwagers Hermann Brück, die Flucht in die USA. Die verwitwete Frau jüdischen Glaubens ließ sich in New York nieder und wohnte in Nummer 575 der West 159th Street. Zuvor war auch sie systematisch vom NS-Staat beraubt worden. So hatte sie ihr Eigentum an dem Doppelhaus in der Klosterneuburger Kierlingerstraße 52a an J. und K. Weichselbaum verkaufen müssen, nachdem sie – wie alle anderen Jüdinnen und Juden – ihre gesamten Vermögenswerte aufgrund einer Verordnung des Beauftragten für den Vierjahresplan, Hermann Göring, und des Reichsinnenministers Wilhelm Frick vom 26. April 1938 hatte deklarieren müssen. Und wie Susanne und Leopold musste auch Ernestine Brück die „Judenvermögensabgabe“ entrichten, die das NS-Regime am 21. November 1938 perverserweise als Reaktion auf die von ihm durchgeführte Reichspogromnacht (9./10. November 1938) den Jüdinnen und Juden auferlegt hatte. Gestützt auf die Elfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz wurde nach der Emigration auch ihr Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Ernestine ihren Anteil an dem Haus in der Kierlingerstraße zurück.

Leopolds Onkel Hermann verlor nicht nur durch die NS-Verfolgung sein Eigentum, sondern auch das Leben. Der jüdische Kaufmann war am 8. August 1874 in der Kleinstadt Galanta/Gallandau geboren worden, die damals zum Königreich Ungarn gehört hatte und durch den Friedensvertrag von Trianon (1920) an die nach dem Ersten Weltkrieg neu entstandene Tschechoslowakei gekommen war. Drei Jahre vorher war sein Bruder Jakob ebenfalls in Galanta zur Welt gekommen, der Ernestine ehelichen sollte.

Hermann Brück hat am 31. März 1920 Anna Laufer (geb. 14. Dezember 1896 in Wien, gest. 13. März 1939 in Klosterneuburg) geheiratet. In einer Liste nichtarischer Bewohner Klosterneuburgs vom 2. Dezember 1938 wurde das Paar als „ausländische Juden“ geführt. Nach dem Tod seiner Frau zog Hermann von dem Haus in der Kierlingerstraße nach Wien in die Liechtensteinstraße 42/5 (9. Bezirk). Von hier aus wurde er am 22. Juli 1942 als Nummer 604 nach Theresienstadt deportiert. Unmittelbar vor der Abfahrt des Deportationszuges hatte er mit zittrigen Händen auf einem Vermögensverzeichnis in die Ostgebiete evakuierter Juden erklären müssen, dass er so gut wie kein Vermögen mehr besaß. Die ihm gehörende Hälfte des Hauses in der Kierlingerstraße wurde am 5. November 1942 von Dr. Ebner und dessen Vorgesetzten, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Franz Josef Huber, zugunsten der Reichsfinanzverwaltung einzogen. Eine der vier Wohnungen dieser Immobilie wurde in der Folge an die Wehrmacht vermietet. Hermann Brück wurde im folgenden Jahr Opfer der Shoah: Er starb 1943 in Theresienstadt.

Seine Tochter Herta (geb. 15. September 1916), die in der Zwischenzeit Josef Ehrlich geheiratet hatte, bemühte sich nach dem Krieg von London aus, die ihrem Vater geraubte Hälfte des Hauses in der Kierlingerstraße zurück zu bekommen. Zunächst wurde ihr am 1. März 1952 auf der Grundlage des Ersten Rückstellungsgesetzes vom 26. Juli 1946 durch Beschluss des Bezirksgerichts Klosterneuburg das Eigentumsrecht zugesprochen. Nachdem jedoch die Finanzprokuratur beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien gegen das Urteil Rekurs eingelegt hatte, blieb formell das untergegangene ‚Großdeutsche Reich‘ Eigentümer. Erst nach weiteren juristischen Auseinandersetzungen wurde Herta im Dezember 1953 das Eigentumsrecht am Erbe ihres ermordeten Vaters zugesprochen.

Susanna Brück starb am 7. Februar 1964, ihr Mann Leopold im Jahr 1979.

 

Autor: Johannes Koll

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 336227-2013.
GenTeam. Die genealogische Datenbank (http://www.genteam.at , 7. August 2019): Index der jüdischen Matrike Wien und Niederösterreich, Nr. 20113 (Geburt Leopold Brück), 285472 und 199110 (Hochzeit Susanna und Leopold).
Wiener Adreßbuch. Lehmanns Wohnungsanzeiger 1938, 79. Jahrgang, Bd. 1, Wien 1938.
Israelitische Kultusgemeinde Wien: Trauungszeugnis Susanna Feld und Leopold Brück.
Barbara Weiss/Michael Duscher: … nicht eine Spur mehr von den verflossenen Tagen. Die jüdische Gemeinde Klosterneuburg. Geschichte, Erinnerungen, Schicksale (= Klosterneuburg. Geschichte und Kultur, Sonderband 4), Klosterneuburg 2009, S. 135 f.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Finanzen, Vermögensverkehrsstelle, Vermögensanmeldungen Nr. 44387 (Susanna), 11599 (Ernestine) und 25671 (Hermann).
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Finanzen, Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland, Nr. 10420 und 17887.
Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (http://www.doew.at ) und Yad Vashem: The Central Database of Shoah Victims' Names (http://db.yadvashem.org/names/search.html?language=de ) [30. August 2013], ID 4930857 und 4902220.

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