Karl von Kummer

  • Geb. am} 14.0.1916
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Karl war Sohn von Karoline Kapelner, die in Neuilly-sur-Seine, später in Vichy (beides Frankreich) lebte. Karl selber wohnte zeitweilig während des Zweiten Weltkriegs in der Hasenauerstraße 6 (19. Wiener Gemeindebezirk).

An der Hochschule für Welthandel war Karl zwischen Herbsttrimester 1939 und Herbsttrimester 1940 inskribiert. Hier wurde ihm auch eines von vier Semestern anerkannt, die er an der Technischen Hochschule Wien studiert hatte. Außerdem wurde ihm das sechste Semester des Diplomstudiengangs erlassen - möglicherweise aufgrund seiner Teilnahme als Wehrmachtssoldat an den verharmlosend als "Feldzügen" bezeichneten Kriegen des Großdeutschen Reiches gegen Polen (September 1939) und die westeuropäischen Länder Frankreich, Belgien, Luxemburg und Niederlande. So konnte er im März 1941 an der 'Welthandel' die Diplomprüfung ablegen und wurde noch im selben Monat "amtlich exmatrikuliert". Sowohl Studium als auch Examensprüfung galten allerdings nur unter Vorbehalt. Denn weil Karl von Kummer ungeachtet seines katholischen Religionsbekenntnisses aufgrund jüdischer Vorfahren nach nationalsozialistischer Auffassung als 'Mischling' galt, war die Zustimmung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Berlin) erforderlich. Diese wurde ihm erst nach längerem Schriftverkehr zwischen der Hochschulleitung, dem Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen Wiens und dem Reichsministerium erteilt, und zwar "widerruflich". Die Diplomurkunde wurde ihm erst Ende Oktober 1942 ausgestellt.

Zuvor hatte er in der zweiten Aprilwoche des Jahres 1942 die Wohnung in der Hasenauerstraße aufgegeben und sich nach Untereichenstein/Rejštejna (Protektorat Böhmen und Mähren) begeben. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde er als Mitglied der Katholisch-Deutschen Studentenverbindung Marco-Danubia, die 1908 als Tochterverbindung der Norica ins Leben gerufen worden war und sich den Wahlspruch „Für Ehre und Recht!“ zugelegt hatte (Doeberl u.a. 1931, S. 1059), verhaftet und auf Anweisung der Staatspolizeistelle Regensburg am 12. Mai 1944 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Hier erhielt er die Häftlingsnummer 4990. Als von Kummer von hier aus am 24. August 1944 zu einem Arbeitseinsatz in der Nähe von Weimar gezwungen wurde, wurde er durch einen Luftangriff der 1. Bomberdivision der 8. US-Luftflotte getötet (Stein 2007, S. 203 ff.). Seine sterblichen Überreste wurden nie gefunden.

Von Kummer wird auf einer Gedenktafel namentlich erwähnt (siehe unten), die in Form einer stilisierten Österreich-Karte am Sitz des Österreichischen Cartellverbands (Lerchenfelder Straße 14, 1080 Wien) an katholische Couleurstundenten erinnert, die unter dem NS-Regime ums Leben gekommen sind.

 

Autor: Johannes Koll

Bilder

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, 02 Unterricht, Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen in Wien, Kart. 13, GZ 5201 ex 1941-1944 (nach Brief von Dr. Herbert Posch und Katharina Kniefacz [Universität Wien] an Dr. Johannes Koll [Wirtschaftsuniversität Wien] vom 13. Februar 2013).
Doeberl, Michael/Otto Scheel/Wilhelm Schlink/Hans Sperl/Eduard Spranger/Hans Bitter/Paul Frank: Das akademische Deutschland, Bd. 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931.
Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, http://www.doew.at [30. August 2013].
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 788024/2013.
Herbert Fritz/Peter Krause (Hrsg.): Farben tragen, Farbe bekennen 1938-1945. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung, 2. Aufl. Wien 2013, S. 395.
Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, http://www.nachkriegsjustiz.at/vgew/1080_lerchenfelderstrasse.php [26. August 2013].
Harry Stein: Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945. Begleitband zur ständigen historischen Ausstellung, hrsg. von der Gedenkstätte Buchenwald, 5. Aufl. Göttingen 2007.

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