Julius Winter

  • Geb. am} 31.0.1918
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Julius war der Sohn des Berthold Winter (Fleischhauermeister) und der Selma Grete, geborene Eisler. Er hatte zwei Schwestern: Grete und Irene.

Im Juli 1936 erhielt Julius das Reifezeugnis der Handels-Akademie der Wiener Kaufmannschaft, die sich am Hamerlingplatz 5-6 (8. Wiener Gemeindebezirk) befand. Zwischen Wintersemester 1936/37 und Wintersemester 1937/38 war er drei Semester an der Hochschule für Welthandel inskribiert. Die letzte Prüfung, die Erste (allgemeine) Prüfung, legte er im Februar 1938 ab. Als jüdischer Studierender musste er sein Studium nach dem 'Anschluss' Österreichs abbrechen; im Juli 1938 erhielt er von der Hochschule eine Bescheinigung über die Prüfung und die drei absolvierten Semester.

Nachdem Winter ein Visum für die Einreise in die USA erhalten hatte, verließ er Ende Juli 1939 die elterliche Wohnung in der Ottakringer Straße 160/2/8 (16. Bezirk). Zunächst reiste er nach Liverpool. Von hier aus setzte er im Sommer 1939 auf der S.S. Samaria in die Vereinigten Staaten über; am 8. August 1939 erreichte er New York. In der Folge ließ er sich im Bundesstaat Connecticut nieder. Hier fand er eine Anstellung als Lagerverwalter bei Giltex Manufacturing Company (238 Congress Avenue, New Haven), die ihm 20 US-Dollar pro Woche zahlte.

Im August 1942 erwarb Julius Winter die amerikanische Staatsbürgerschaft. Kurz darauf schloss er sich der amerikanischen Armee an, um seinen Beitrag zur Befreiung von der NS-Tyrannei zu leisten. Am 1. September 1942 wurde er zum 11. Bataillon des Medical Replacement Training Center in Camp Pickett eingezogen, das in Blackstone (Virginia) stationiert war. Am 2. November 1942 trat Winter – mittlerweile im Rang eines Sergeant – seinen Dienst in Camp Ritchie (Maryland) an, wo er zum Verhörspezialisten deutscher und österreichischer Kriegsgefangener ausgebildet wurde. Hier wurde er im Juni 1943 zum Staff Sergeant befördert. Im Gefolge des Vormarschs der amerikanischen Truppen in Europa ab 1943 wurde Julius Winter, der auch die französische Sprache beherrschte, als Übersetzer in Tunesien, Italien, Südfrankreich und im Rheinland eingesetzt und mehrfach ausgezeichnet. Im März 1946 verließ er die US Army.

Nach dem Krieg belegte Winter Kurse im öffentlichen Rechnungswesen an der University of Illinois; das Studium schloss er im Juli 1955 erfolgreich ab. Am 15. Januar 2006 verstarb er in Chigaco, wo auch seine Schwester Irene Krieg und Holocaust überlebt hatte.

Seine Eltern und seine Schwester Grete, die fatalerweise in Österreich geblieben waren, fielen dem Holocaust zum Opfer. Anfang November 1941 wurden die drei Familienmitglieder ins Ghetto Litzmannstadt/Łódź deportiert. Hier kam der Vater (geb. 24. August 1875 im slowakischen Bur Sankt Peter/Borský Peter) am 11. Juni 1942 im Alter von 67 Jahren ums Leben. Die Mutter (geb. 3. April 1884) und Grete (geb. 28. September 1908 in Wien) wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt ins Vernichtungslager Kulmhof/Chełmno verbracht. Hier wurden Selma und Grete genau drei Monate nach Bertholds Tod in den Gaskammern ermordet. Berthold, Selma und Grete Winter wurden nach dem Krieg vom Landesgericht in Zivilrechtssachen Wien für tot erklärt.

 

Autor: Johannes Koll
Unterstützung bei der Recherche: Robert Lackner

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Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Karteikarte und Alte Prüfungsliste.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 755800-2013.
Dokumentensammlung PID 1552553 des Center for Jewish History des Leo Baeck Institute (New York): http://access.cjh.org/home.php?type=extid&term=1552553#1 [30. August 2013].
National Archives and Records Administration (College Park, Maryland): Record Group 165 (Records of the War Department General and Special Staffs), E 206, B 52, Karteikarte Julius Winter.
Robert Lackner: Camp Ritchie und seine Österreicher. Deutschsprachige Verhörsoldaten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg, Wien/Köln/Weimar 2020.
E-Mail von Dr. Robert Lackner (Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies, Graz) an PD Dr. Johannes Koll (WU Wien) vom 30. Juni 2021.
Ancient Faces, http://www.ancientfaces.com/person/julius-winter/7471497 [30. August 2013].
Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, http://www.doew.at [30. August 2013].
Yad Vashem: The Central Database of Shoah Victims' Names, http://db.yadvashem.org/names/search.html?language=en [30. August 2013].
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Finanzen, Hilfsfonds, Zl. 3200.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Finanlandesdirektion, Zl. 25364.

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