Hans Heinz Wachtel

  • Geb. am} 19.0.1917
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Hans Heinz Wachtel (genannt Hanns) war zwischen Wintersemester 1936/37 und Wintersemester 1937/38 drei Semester an der Hochschule für Welthandel inskribiert. Die letzte Prüfung, die Erste (allgemeine) Prüfung, hat er im Februar 1938 abgelegt; offenkundig aber hat er hierüber kein Zeugnis erhalten.

Die Waisenpension, die er erhalten hatte, nachdem sein 1882 geborener Vater Eduard am 22. Januar 1934 bei einem Anschlag auf den Schnellzug Wien-Zagreb ums Leben gekommen war, wurde nach dem 'Anschluss' Österreichs - wie er selber im Mai 1938 der Israelitischen Kultusgemeinde Wien gegenüber angab - "abgestellt". Entsprechend den Arisierungsvorschriften des Großdeutschen Reiches war der jüdische Student darüber hinaus gezwungen, seine Vermögenswerte der Wiener Niederlassung der Deutschen Reichsbank 'anzubieten'. Das Eigentumshaus am Wielandplatz 7 (10. Wiener Gemeindebezirk) schließlich musste er 1940 weit unter Wert verkaufen. Offiziell wurde sein Vermögen im April 1941 von der Geheimen Staatspolizei Wien zugunsten des Deutschen Reiches beschlagnahmt.

Mit Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde gelang es Wachtel zu emigrieren, und zwar zusammen mit seiner Mutter Melanie Regina (Renée) und seiner Schwester Dr. Gertrud Wachtel (geb. 30. Dezember 1912 in Wien, genannt Trude). Während die beiden Damen sich in London in Sicherheit brachten, begab sich Hans Heinz nach Peru. Die Familienwohnung in der Lammgasse 10/3/10 (8. Wiener Gemeindebezirk) verließ Wachtel Ende Juli 1938. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in den USA. Im Februar 1994 erwarb er wieder die österreichische Staatsbürgerschaft, nachdem ihm in der NS-Zeit aufgrund der Bestimmungen des Reichsbürgergesetzes von 1935 die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen worden war.

Seiner Schwester, die im März 1937 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien promoviert worden war, wurde aus 'rassischen' Gründen im Juli 1942 der Doktorgrad aberkannt; erst im Februar 1955 wurde die Aberkennung für nichtig erklärt.

 

Autor: Johannes Koll

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Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte und Alte Prüfungsliste.
Österreichiches Staatsarchiv, Archiv der Republik, VVSt./VA 19729, Hans Heinz Wachtel.
Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Best. Jerusalem, A/W 2589/6, Nr. 2308.
Matrikenamt der Israelitischen Kultusgemeinde, Geburtenbuch 1917, Nr. 1381.
GenTeam. Die genealogische Datenbank, http://www.genteam.at [31. Mai 2014].
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 96741-2013.
Wiener Zeitung vom 23. und 26. Januar 1934.
Neue Freie Presse vom 28. Januar 1934.
Gedenkbuch der Universität Wien, http://gedenkbuch.univie.ac.at/ [30. August 2013], Eintrag zu Gertrude Wachtel.

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