Hans Eder

  • Geb. am} 8.0.1916
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Hans Eder war zwischen Wintersemester 1935/36 und Wintersemester 1937/38 fünf Semester an der Hochschule für Welthandel inskribiert; wie sein jüngerer Bruder Robert wurde er hier am 3. September 1938 abgemeldet.

Mit Unterstützung der Auswanderungsabteilung der Fürsorge-Zentrale der Israelitischen Kultusgemeinde Wien gelang es seinem Vater Hersch (Hermann), seiner Mutter Helene, seinem Bruder Robert und seiner Schwester Lisbeth nach Malta zu emigrieren, wo alle Familienangehörigen Holocaust und Zweiten Weltkrieg überlebt haben. Die Wohnung im Neubauhof (Neubaugasse 64/1/10, 7. Wiener Gemeindebezirk), in der die jüdische Familie seit 1929 gemeldet war, musste man ebenso aufgeben wie die Fabrik für Damenstroh- und Filzhüte, die der Vater anfangs in der Mariahilfer Straße 51, später dann in der Neubaugasse 30 (6. bzw. 7. Bezirk) betrieben hatte. Den Großeltern, die im selben Haus wohnten, wurde das Café Neubauhof genommen. Hans' Auto, ein Wagen der amerikanischen Firma Nash, wurde konfisziert. Und schließlich wurde das Möbiliar, das im Sommer 1939 per Schiff nach Malta transportiert worden war, nicht entladen: Um nach dem mittlerweile erfolgten Ausbruch des Zweiten Weltkriegs einer Konfiszierung durch die britischen Behörden auf Malta zu entgehen, kehrte das Schiff mit seiner Fracht nach Deutschland zurück. Statt an die rechtmäßigen Eigentümer gelangten die Möbel der Familie Eder zu ausgebombten Familien in Norddeutschland. 

Zum Zeitpunkt des 'Anschlusses' hielt sich Hans aus geschäftlichen Gründen auf Malta auf. Hier bereitete er den Nachzug von Eltern, Geschwister und Großeltern vor. Auf der britisch verwalteten Mittelmeerinsel erhielt die Familie die Erlaubnis, eine Fabrik zur Produktion von Hüten zu eröffnen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Hans zusammen mit den anderen Mitgliedern seiner Familie zweimal längere Zeit interniert. Anschließend schloss er sich der britischen Armee an. Am 9. August 1943 wurde er vom britischen "Ministry of Home Security" eingebürgert.

Nach dem Krieg betrieb Hans mit seinem Bruder in verschiedenen maltesischen Städten Geschäfte. Sie firmierten unter dem Label HARO, das sich aus den ersten Buchstaben der Vornamen des Geschwisterpaars zusammensetzte. Zunächst verkaufte man Hüte, später kamen qualitativ hochwertige Kleidungsstücke hinzu.

Noch in Wien war er mit einer jüdischen Österreicherin liiert gewesen, die nach dem 'Anschluss' nach Frankreich emigrierte. Als die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 Frankreich überfiel, wurde sie mit ihrer Schwester Helga in einem katholischen Kloster versteckt. Auf diese Weise haben beide Frauen Holocaust und Zweiten Weltkrieg überleben können. Als Hans dann nach dem Krieg seine frühere Freundin in Frankreich aufsuchte, musste er feststellen, dass sie inzwischen als Nonne der Ordensgemeinschaft beigetreten war. Dafür heiratete er Helga, mit der er zunächst in Frankreich lebte. Im Jahr 1958 zog das Paar nach Großbritannien. Hier ließ sich Hans mit seiner Frau in Wembley Park nieder und war als Kaufmann tätig.

Unter ausdrücklicher Bezugnahme auf sein zwangsweise abgebrochenes Studium an der Hochschule für Welthandel wurde Hans Eder nach dem Zweiten Weltkrieg vom "Fonds zur Hilfeleistung an politisch Verfolgte, die ihren Wohnsitz und ständigen Aufenthalt im Ausland haben (Hilfsfonds)" eine "Entschädigung für Berufsschaden" geleistet, allerdings - wie es im Bescheid ausdrücklich hieß - ohne Rechtsanspruch.

Er wurde in England begraben.

 

Autor: Johannes Koll

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte und Alte Prüfungsliste.
Interview mit Dr. Johannes Koll (Wirtschaftsuniversität Wien) in Sliema (Malta) zwischen 10. und 13. November 2013.
Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Best. Jerusalem, A/W 2589/43, Nr. 16846.
National Archives (Kew, Großbritannien), HO 334/255/3229.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Finanzen, HF, Zl. 17822 und Zl. 30893.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 96140-2013.
Compass. Kommerzielles Jahrbuch 1938. Österreich, hrsg. von Rudolf Hanel, 71. Jg., Wien 1938, S. 1314.
Datenbank "Historische KFZ-Verzeichnisse" des Technischen Museums Wien, http://historische-kfz-verzeichnisse.technischesmuseum.at/?page_id=2 [30. August 2013].
Malta Family History: Jewish Residents since 1800, http://website.lineone.net/~aldosliema/Jewish%20Residents.htm [30. August 2013].
Interview von Patricia Salomone mit Robert Eder in Sliema vom April und Mai 2009, University of Malta, Department of History, Oral history depository, Nr. 476.

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