Gustav Hans Höfer

  • Geb. am} 24.0.1920
  • Geburtsort: Hellmonsödt
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Linz (Linz), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Deutsches Reich / Österreich

Gustav Hans war Sohn von Dr. Agathe und Dr. Bruno Höfer, die in Linz als Ärzte arbeiteten.

Seit Anfang der vierziger Jahre war Höfer in Wien unter verschiedenen Adressen im 8. und 9. Wiener Gemeindebezirk gemeldet, behielt aber längere Zeit die elterliche Wohnung in Linz (Rainerstraße 12) als ordentlichen Wohnsitz bei. Erst nach Aufnahme des Studiums an der Hochschule für Welthandel wurde Wien sein ordentlicher Wohnsitz: ab November 1941 in der Piaristengasse 54/1/3/22, ab Februar 1942 in der nahegelegenen Buchfeldgasse 12/1/2/9 (beide 8. Wiener Gemeindebezirk).

Für den Diplomstudiengang war Höfer zwischen Sommersemester 1941 und Wintersemester 1941/42 an der 'Welthandel' inskribiert. Hier wurde ihm außerdem ein Semester angerechnet, das er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien absolviert hatte. Im Februar und März 1942 legte er an der 'Welthandel' die Diplomprüfung ab, allerdings vergeblich: Im April 1942 wurde ihm die Zulassung zum Studium rückwirkend vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Berlin) verweigert. Nach geltendem Hochschulrecht war das Ministerium hierzu bei allen Personen befugt, die aufgrund von jüdischen Vorfahren nach nationalsozialistischer Auffassung als 'Mischlinge' galten. Hierzu zählte auch Höfer: Obwohl er selber nicht der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte, galt er den Nationalsozialisten als 'Halbjude', weil seine Mutter (geb. 2. August 1887 als Agathe Stern) jüdischen Glaubens war. Aufgrund der "Abweisung des Mischlingsansuchens", die übrigens ohne Begründung erfolgte, wurde Gustav Hans Höfer im April 1942 "amtlich exmatrikuliert". Hierbei mag auch eine Rolle gespielt haben, dass sowohl seine Mutter als auch sein 'arischer' Vater nach dem 'Anschluss' Österreichs mehrere Monate hindurch in Haft genommen worden waren.

Als Wiedergutmachung wurden Höfer nach dem Zweiten Weltkrieg zwei Semester angerechnet. Ob dabei auch eine Rolle spielte, dass er Ende März 1940 zur Rossauer Kaserne einbestellt wurde, in der während des Zweiten Weltkriegs Wehrmachtsdienststellen untergebracht waren, lässt sich nicht feststellen: Weder Zweck noch Dauer seines Aufenthalts in diesem Kasernengebäude sind bekannt. Fest steht nur, dass Höfer ab November 1940 wieder an einem Wohnsitz in Wien gemeldet war, und zwar in der Loidoldgasse 1/1/3/21 (8. Wiener Gemeindebezirk). Unter Berücksichtigung der erwähnten Wiedergutmachung konnte Höfer bereits im Oktober 1945 die Diplomprüfung an der Hochschule für Welthandel ablegen, das Diplom wurde allerdings mit erheblicher zeitlicher Verzögerung im Dezember 1946 ausgefertigt. Im Sommersemester 1946 war er an derselben Hochschule für den Doktoratsstudiengang inskribiert. Im darauffolgenden Semester hat er die Doktorprüfung abgelegt, am 12. Juli 1947 wurde er zum Doktor der Handelswissenschaften promoviert. Diesmal erhielt er das Diplom relativ zeitnah: Es wurde ihm im Oktober 1947 ausgefertigt.

 

Autor: Johannes Koll

 

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Karteikarte.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, 02 Unterricht, Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen in Wien, Kart. 13, GZ 5201 ex 1941-1944.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 625493/2013.
Oberösterreichisches Landesarchiv, Staatliche Verwaltung/Landesverwaltung 1926-1945/Reichsstatthalterei 1940-1945/Arisierungen Schachtel 12, Zl. 2.
Oberösterreichisches Landesarchiv, Weitere Bestände/Sonderbestände/Israelitische Kultusgemeinde Linz 21197.
Oberösterreichisches Landesarchiv, Weitere Bestände/Sonderbestände/Israelitische Kultusgemeinde Linz 21253.

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