Fryderyk Auerbach

  • Geb. am} 8.0.1918
  • Geburtsort: Lemberg (Lwow), Polen
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Lemberg (Lwów), Polen
  • Staatsbürgerschaft: Polen

Fryderyk Auerbach war Sohn des in Lemberg/Lwów ansässigen Ingenieurs Josef Auerbach. In seiner Heimatstadt Lemberg besuchte er das Gimnazjum VII imienia Tadeusza Kosciuszki (Ulica Sokoła 2, heute Ulica Kowża). Hier war er unter anderem Schatzmeister einer Schülergruppe, die sich für Schifffahrt und Schiffsmodelle interessierte. Die Matura hat er vermutlich 1936 abgelegt.

Im Wintersemester 1937/38 war Auerbach für den Diplomstudiengang an der Hochschule für Welthandel eingeschrieben. Aufgrund seines jüdischen Religionsbekenntnisses wurde er allerdings bereits am 14. März 1938 abgemeldet. Von seiner Wohnung in der Sechsschimmelgasse 12/1/3/25 (9. Wiener Gemeindebezirk) hat sich Auerbach einen Tag später abgemeldet. Ein Abgangszeugnis ist nicht nachweisbar.

Zwischen 1937 und 1939 schrieb Fryderyk Auerbach wiederholt für die Wochenzeitschrift Kontratak (Gegenangriff) Beiträge, die sich an jüdische Jugendliche in Polen richtete. So übersetzte er beispielsweise in der Ausgabe vom 21. Dezember 1938 die Schrift Menora ins Polnische, in der Theodor Herzl 1897 die Hinwendung eines fiktiven Künstlers zur jüdischen Religiosität seiner Vorfahren beschrieben hatte. Auch politische Themen wie eine kritische Würdigung von Marschall Józef Piłsudski (1867-1935) und der polnischen Verfassung aus dezidiert jüdischer Perspektive hat er in Beiträgen für Kontratak behandelt (Landau-Czajka 2013, S. 53).

Eine zionistische Orientierung lässt sich auch aus der Tatsache ableiten, dass Fryderyk Auerbach Mitte Mai 1938 als Mitglied der zionistischen akademischen Verbindung Emunah Lemberg an einer Ehrung für den jüdischen Sejm-Abgeordneten Dr. Emil Sommerstein (1883-1957) teilgenommen hat, der ebenfalls aus Lemberg stammte.

Die letzte nachweisbare Spur zu Fryderyk Auerbach stammt aus den ersten Wochen des Zweiten Weltkriegs: Während Lemberg mit anderen Teilen Ostpolens aufgrund des Hitler-Stalin-Pakts (23. August 1939) im September 1939 in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert worden war, hat sich Auerbach für das akademische Jahr 1939/40 um einen Studienplatz an der Medizinischen Fakultät der Universität Lemberg beworben. Unbekannt ist nicht nur, ob er den Studienplatz erhalten hat. Unbekannt ist auch, inwieweit er den Krieg und die Shoah überlebt hat.

 

Autor: Johannes Koll
Unterstützung bei der Recherche: Gregor Gatscher-Riedl und Andrew Zalewski

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 96097-2013.
Anna Landau-Czajka: Wodzu nasz, Piłsudski! Postać Marszałka w polskojęzycznej prasie żydowskiej okresu międzywojennego, in: Studia Żydowskie Almanach 3 (2013), S. 39-57.
E-Mails von Dr. Andrew Zalewski (Gesher Galicia) an PD Dr. Johannes Koll (WU Wien) vom 6. und 9. Juni 2021.
Gesher Galicia: All Galicia Database zu Fryderyk Auerbach, https://search.geshergalicia.org/ [4. Juni 2021].

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