Ernst Ableitinger
- Geb. am} 16.0.1923
- Geburtsort: Wien
- Kategorie: Diplomstudiengang
- Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
- Staatsbürgerschaft: Österreich
Ernst war eines von vier Kindern von Olga und Johann Ableitinger.
Sein Vater (geb. am 9. Dezember 1881 in Wien), der im Rang eines Polizeimajors der Sicherheitswachabteilung Floridsdorf-Stadlau (Abt. 22) zugeordnet war, wurde am 13. Februar 1934 im Zuge des Bürgerkriegs schwer verletzt, in dessen Zuge das austrofaschistische Regime die Sozialdemokratie in Österreich auszuschalten trachtete. Der damals 52-Jährige Johann Ableitinger starb am Folgetag im Allgemeinen Krankenhaus Wien, angeblich in Anwesenheit von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Er gehörte zu den 49 „Helden“, die als Angehörige der staatlichen Exekutive den Kämpfen gegen den schließlich niedergeschlagenen Aufstand von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern gegen das austrofaschistische Regime zum Opfer fielen, und er zählte zu den 24 hierbei getöteten Wiener Polizisten, denen am 27. Februar 1934 ein Staatsbegräbnis zuteil wurde; an ihm nahmen neben Erzbischof Theodor Innitzer Bundespräsident Wilhelm Miklas sowie die Bundesregierung unter Bundeskanzler Dollfuß teil.
Olga Ableitinger (geb. am 13. Oktober 1894 oder 1897 in Wien, Mädchenname Hollar), die am 9. Februar 1918 in der Wiener Pfarre St. Brigitta Johann Ableitinger geheiratet hatte, verstarb am 3. November 1938 im Wiedner Spital (4. Wiener Gemeindebezirk) im Alter von 41 Jahren an den Folgen einer Gehirnblutung. Sie wurde vier Tage später auf dem Wiener Zentralfriedhof im Grab ihres Mannes beigesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in derselben Grabstätte auch Olgas Vater bestattet, der am 23. Dezember 1868 geborene Josef Hollar.
Obwohl Ernst Ableitinger, der noch vor Vollendung des 15. Lebensjahrs Vollwaise war, nicht mosaischen Glaubens war, galt er aufgrund der Abstammung von jüdischen Vorfahren entsprechend den rassistischen Vorstellungen des Nationalsozialismus und der entsprechenden Bestimmungen der ‚Nürnberger Rassegesetze‘ von 1935 als 'Mischling'. Deshalb war zur Zulassung zum Studium eine Genehmigung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Berlin) erforderlich. Während Ableitinger zum Wehrdienst einberufen war, leitete der Rektor der Hochschule für Welthandel Kurt Knoll im September 1942 einen entsprechenden Antrag an den Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen in Wiens weiter, der den Antrag jedoch im folgenden Monat zur Entscheidung durch die Hochschule zurückschickte. Die Entscheidung des NS-Rektors ist zwar nicht überliefert. Da Knoll aber Ableitingers Antrag „im Hinblick auf die Kriegsdienstleistung des Gesuchsstellers“ befürwortet hatte, dürfte eine allfällige Entscheidung positiv ausgefallen sein.
Es ist allerdings davon auszugehen, dass Ableitinger während des Zweiten Weltkriegs keine Gelegenheit zum Studium erhielt. Denn laut Meldeunterlagen des Magistrats der Stadt Wien rückte er im April 1942 zur Wehrmacht ein. Erst weit nach Kriegsende war er wieder in Wien gemeldet: Ende Januar 1946 zog er wieder in die Wohnung Semperstraße 18/11 (18. Gemeindebezirk) ein, in der er bereits vor der Einberufung zum Militärdienst gelebt hatte. Belegt ist ferner, dass Ableitinger nach dem Zweiten Weltkrieg drei Semester als Wiedergutmachung angerechnet wurden. Somit konnte er ab Sommersemester 1946 das Diplomstudium an der Hochschule für Welthandel absolvieren. Im April 1948 wurde sein Diplomzeugnis ausgefertigt. Bis zum Wintersemester 1949/50 blieb Ableitinger an der Hochschule inskribiert, hat jedoch das Doktoratsstudium allem Anschein nach nicht abgeschlossen.
Nach dem Krieg hat Ernst Ernestine Rudolfine geheiratet, die am 26. Dezember 1934 unter dem Mädchennamen Aichberger in Wien geboren worden war. Sie verstarb am 4. Januar 2013, dreieinhalb Wochen später wurde sie auf dem Friedhof Döbling bestattet. Ihr Ehemann Ernst ist 1988 im Alter von 65 Jahren verstorben. Am 6. Dezember 1988 wurde er auf dem Wiener Zentralfriedhof in dem Grab beigesetzt, in dem bereits seine Eltern, sein Großvater mütterlicherseits und eine weitere Olga, die im Alter von nur drei Jahre verstorben war, bestattet waren.
Autor: Johannes Koll
Unterstützung bei der Recherche: David Lenhart
Quellenhinweise
Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Karteikarte.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, 02 Unterricht, Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen in Wien, Kart. 13, GZ 5201 ex 1941-1944.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 178401/2014.
Stadt Wien, Magistratsabt. 35, Zl. MA35/V-493655/17.
Sterbe-Buch 1938 der Wiener Pfarre St. Elisabeth, Nr. 736, Bl. 123.
Friedhöfe Wien, Verstorbenensuche: http://www.friedhoefewien.at/eportal/ [30. August 2013].
Kurt Bauer: Der Februaraufstand 1934. Fakten und Mythen, Wien/Köln/Weimar 2019, S. 140.