Erich (Eric) Feiler

  • Geb. am} 3.0.1915
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Erich war Sohn von Schloma (Fritz) Feiler und Rosalia (Rosa), geborene Muschel. Die Eltern hatten 1913 in der Synagoge Leopoldsgasse („Polnische Schul“) geheiratet, die 1892/93 in der Leopoldsgasse 29 (2. Wiener Gemeindebezirk) errichtet worden war und im Novemberpogrom von 1938 zerstört wurde. Die Mutter ist am 14. Februar 1932 im Alter von 43 Jahren in einem Ambulatorium im 6. Bezirk verstorben; zwei Tage später wurde sie auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Nach dem Besuch des Gymnasiums im zweiten Wiener Gemeindebezirk war Erich zwei Semester an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien inskribiert. Zwischen Sommersemester 1936 und Wintersemester 1937/38 folgten fünf Semester Diplomstudium an der Hochschule für Welthandel. Obwohl er unter Anrechnung von einem Semester seines vorangegangenen Jus-Studiums die vorgeschriebenen sechs Semester des Diplomstudiengangs absolviert hatte, wurde der jüdische Student nach dem 'Anschluss' Österreichs nicht zur Diplomprüfung zugelassen. Die letzte Prüfung, die Feiler ablegen konnte, waren die Pflichtkolloquien nach dem vierten Semester. Am 12. September 1938 verließ er die Wohnung in der Kegelgasse 35/3/19 (3. Wiener Gemeindebezirk), in der er mit seinem verwitweten Vater zusammengelebt hatte, und emigrierte in die USA.

Hier arbeitete Feiler, der seinen Vornamen in Eric amerikanisierte, zunächst als Expedient für Schiffsladungen. Nachdem er die amerikanische Staatsbürgerschaft erworben hatte, trat er im November 1942 in die US-Armee ein. Zunächst absolvierte er eine Grundausbildung in Camp Joseph T. Robinson (Arkansas). Im März des Folgejahres wurde er zum 110. Infanteriebataillon überstellt, ab Mai 1943 diente er im 375. Medizinbataillon, einer Spezialeinheit der 75. Infanteriedivision. Ab Oktober folgte eine Ausbildung im Rahmen des Army Specialized Training Program an der Universität Stanford (Kalifornien). Ab Januar 1944 schloss sich eine Ausbildung in den Camps Ritchie und Sharpe (Maryland bzw. Pennsylvania) an, die auf Verhöre deutscher und österreichischer Kriegsgefangener und auf Propaganda und psychologische Kriegsführung spezialisiert waren. Im Rahmen der Mobile Radio Broadcasting Company kam Feiler, mittlerweile im Rang eines Corporal, ab September 1944 in Frankreich und Deutschland zum Einsatz. Eric Feiler gehörte somit neben weiteren vertriebenen Angehörigen der Hochschule für Welthandel zu den „Ritchie Boys“, die ihren Beitrag zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus leisteten.

Offenbar blieb Feiler auch nach Kriegsende bei der amerikanischen Armee. 1956 beispielsweise hatte er als Master Sergeant einen militärischen Dienstgrad in der Unteroffizierslaufbahn der US-Army.

Am 20. Juli 2008 ist Eric Feiler in Miami (Florida) im Alter vom 93 Jahren verstorben.

Sein Vater (geb. am 30. Oktober 1887) war Inhaber des Schuhgeschäfts "Martha" in der Landstraßer Hauptstraße 7 (3. Wiener Gemeindebezirk). Bis 1941 war Fritz Feiler in der Wohnung in der Kegelgasse gemeldet; ab 1942 verliert sich seine Spur. Gleich nach dem 'Anschluss' wurde Erichs Vater wie alle anderen Juden aufgrund einer einschlägigen Verordnung vom NS-Regime gezwungen, seine Vermögensverhältnisse offen zu legen. Offensichtlich hat ihn das NS-Regime danach um sein Geschäft gebracht, denn ab 1940 wird Fritz im Wiener Adressbuch nicht mehr als Inhaber des Schuhhauses in der Landstraßer Hauptstraße genannt.

 

Autor: Johannes Koll
Unterstützung bei der Recherche: Robert Lackner

Quellenhinweise

GenTeam. Die genealogische Datenbank, http://www.genteam.at , Index der jüdischen Matriken Wien und Niederösterreich, Nr. 205065 (Hochzeit der Eltern) [7. Juli 2021].
GenTeam. Die genealogische Datenbank, http://www.genteam.at , Begräbnisse auf den Wiener Israelitischen Friedhöfen, Nr. 19938 (Tod und Begräbnis der Mutter) [7. Juli 2021].
Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte und Alte Prüfungsliste.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 399359/2013.
Florian Traussnig: Die Psychokrieger aus Camp Sharpe. Österreicher als Kampfpropagandisten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg, Wien/Köln/Weimar 2020, S. 388.
E-Mails von Dr. Robert Lackner (Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies, Graz) an PD Dr. Johannes Koll (WU Wien) vom 8. und 30. Juni 2021.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Finanzen, Vermögensverkehrsstelle, Vermögensanmeldung 45886.
Wiener Adreßbuch. Lehmanns Wohnungsanzeiger, Ausgaben 1938 bis 1942.
AncientFaces, http://www.ancientfaces.com/person/eric-feiler-birth-1915-death-2008/8606629 [11. August 2021].

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