Dfkm. Dr. Theodor Schmidt

  • Geb. am} 26.0.1908
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Doktorratsstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Theodor war Sohn von Michael Schmidt. Zwischen Wintersemester 1926/27 und Sommersemester 1929 war er an der Hochschule für Welthandel sechs Semester lang für den Diplomstudiengang inskribiert. Nachdem er 1928/29 die verschiedenen Teile der Diplomprüfung abgelegt hatte, wurde ihm im Januar 1930 die Diplomurkunde ausgefertigt. Anschließend war er im Sommersemester 1936 und Wintersemester 1936/37 an der 'Welthandel' für den Doktoratsstudiengang eingeschrieben.

Schmidts Promotion fiel in den Zeitraum des 'Anschlusses' Österreichs: Während er das Erste Rigorosum am 12. November 1937, also noch unter dem austrofaschistischen Regime, ablegte, fand das Zweite Rigorosum am 6. Juli 1938 statt, also unter nationalsozialistischer Herrschaft. Schmidt gehörte zu den wenigen jüdischen Doktoranden, denen vom NS-Regime gestattet wurde, nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Österreich ihre Promotion abzuschließen; dies hatte im Laufe des Sommersemesters 1938 zu geschehen. So war er einer der sieben jüdischen DoktorandInnen, die am 12. Juli 1938 an der 'Welthandel' promoviert wurden. Entsprechend einer Anordnung des österreichischen Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten, das damals unter der Aufsicht von Reichsstatthalter Arthur Seyss-Inquart stand, unterlag die Promotion von jüdischen Doktorandinnen und Doktoranden einer Reihe von Einschränkungen, die diesem akademischen Ereignis jede Würde nehmen sollten:

  • die Promotion hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattzufinden;
  • die Kandidatinnen und Kandidaten durften Verwandten oder Bekannten keine Einladungen zur Promotion zukommen lassen;
  • die akademischen Funktionsträger wie Rektor und Promotor waren gehalten, nicht im Talar aufzutreten;
  • und anstelle der üblichen mündlichen Sponsion hatten die jüdischen DoktorandInnen das Gelöbnis schriftlich abzulegen, indem sie ein vorgedrucktes Formular unterzeichneten.
  • Ansprachen waren nicht zugelassen.

Nur eine Woche nach dem letzten Rigorosum reichte Schmidt in der Hochschule für Welthandel 50 Exemplare seiner Dissertation Die Sojabohne. Wirtschaftsgeographische Untersuchungen ein, die er in der Zwischenzeit als Teildruck im Eigenverlag publiziert hatte. Eine Befreiung von der Verpflichtung zur Veröffentlichung hat er entweder nicht beantragt oder sie wurde ihm nicht gewährt.

Am 18. Oktober 1938 gab er die Wohnung in der Schönbrunner Straße 23/3/17 (12. Wiener Gemeindebezirk) auf, in der er seit 1925 gemeldet gewesen war. Er setzte sich nach Detroit (USA) ab. Dort verliert sich seine Spur.

 

Autor: Johannes Koll

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte.
Wirtschaftsuniversität Wien, Katalog der Hauptbibliothek.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW-MA 8 – B-MEW-140635/2013.

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