Alfred Diamant
- Geb. am} 25.0.1917
- Geburtsort: Wien
- Kategorie: Diplomstudiengang
- Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
- Staatsbürgerschaft: Österreich
Alfred Diamant entstammte der Ehe von Ignatz Diamant und Julie (geb. 13. April 1885 im slowakischen Ort Vrbové, Mädchenname Herzog). Der Vater (geb. 1864) war Inhaber der Firma Ig. Diamant & Sohn. Er verstarb am 17. September 1934. Laut Todesanzeige in der Neuen Freien Presse vom Folgetag wurde er am 18. September auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Alfreds Geschwister bzw. Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters waren Liesl, Oskar und Valerie (genannt Vally).
Nach dem Besuch des Realgymnasiums Wien XVII (damals wie heute Kalvarienberggasse 28) schrieb sich Alfred an der Hochschule für Welthandel ein. Hier war er allerdings nur im Wintersemester 1937/38 inskribiert. Als Jude konnte er sein Studium nach dem ‚Anschluss‘ nicht fortsetzen. Das für das Sommersemester 1938 bereits eingezahlte Studiengeld wurde ihm zwar zurückgezahlt. Doch seine Karriere als Diplomkaufmann endete, wie er in seiner Autobiographie festhielt, abrupt mit der Vertreibung von der Hochschule im Währinger Park (Diamant/Diamant 2010, S. 110).
In Wien wohnte Diamant zunächst zusammen mit seiner Mutter in der Brunnengasse 45 (16. Gemeindebezirk). Nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938, die eine radikale Verschärfung der antisemitischen Politik des NS-Staates einläutete, setzte er alles daran, das ‚Großdeutsche Reich‘ verlassen zu können. Im April 1939 war er kurzzeitig in der Mariahilfer Straße 167/1/11 (15. Gemeindebezirk) gemeldet. Von hier aus emigrierte er noch im selben Monat nach Großbritannien. Gut neun Monate lang hielt er sich im Durchgangslager "Kitchener Camp" (Richborough, Grafschaft Kent) auf. Im Januar 1940 setzte er dann in die USA über.
In den USA arbeitete Alfred Diamant zunächst in der Textilfabrik „Diamond Textile Mills“ (Taunton, Massachusetts). Einen Tag, nachdem die japanischen Luftstreitkräfte am 7. Dezember 1941 die Pazifikflotte der USA in Pearl Harbour angegriffen hatten, meldete er sich jedoch freiwillig zu den amerikanischen Streitkräften. In „Camp Ritchie“ (Maryland) wurde er als einer von 494 österreichischen Exulanten für Verhöre deutscher Kriegsgefangener ausgebildet. Bei seinem Einsatz im Zuge der Invasion der Alliierten in der Normandie (Juni 1944) geriet er allerdings als Angehöriger der 82. Airborne Division in deutsche Kriegsgefangenschaft. Durch einen Schuss in den Rücken wurde er so schwer verletzt, dass er fortan als Teilinvalide galt.
Dies hinderte ihn nicht daran, nach dem Krieg seine Studien fortzusetzen. Zunächst erwarb er 1947 an der Indiana University (Bloomington) den Titel eines Artium Baccalaureaus, ein Jahr später wurde er an derselben Universität Master of Arts. 1957 promovierte er an der Yale University (New Haven) zum Doctor of Philosophy. Als Politikwissenschaftler war er an verschiedenen amerikanischen Universitäten tätig: zwischen 1950 und 1960 an der University of Florida (Gainesville), zwischen 1960 und 1967 am Haverford College (Haverford), 1967 bis 1988 an der Indiana University Bloomington. Hier hatte er den Lehrstuhl für Politikwissenschaft und Westeuropäische Studien inne. In seiner wissenschaftlichen Arbeit spezialisierte er sich auf Politische Theorie und Vergleichende Regierungslehre, setzte sich in dem Buch Austrian Catholics and the First Republic. Democracy, Capitalism and the Social Order 1918-1934 aber auch kritisch mit der Geschichte des Landes auseinander, aus dem er 1939 hatte flüchten müssen.
In den USA nahm Diamant die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Während seiner Stationierung als Soldat im Fort Benjamin Harrison (Indianapolis) lernte er Ann Redmon kennen, die hier als Zivilangestellte tätig war. Am 18. März 1943 schloss er mit seiner protestantischen Braut in der Irvington Methodist Church in Indianapolis die Ehe. Aus der Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen (1944 und 1952). Gemeinsam mit seiner Frau schrieb Alfred seine Memoiren, die 2010 unter dem Titel Worlds Apart, Worlds United. A European-Amercian Story veröffentlicht wurden.
Seine Frau ist am 27. Februar 2003 verstorben. Er selber starb am 11. Mai 2012 in seinem 95. Lebensjahr. Sein Nachlass wurde 2014 in die Lilly Library der Indiana University aufgenommen.
Autor: Johannes Koll
Unterstützung bei der Recherche: Robert Lackner
Quellenhinweise
Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte.
Ann Redmon Diamant/Alfred Diamant: Worlds Apart, Worlds United. A European-American Story. The Memoirs of Ann & Alfred Diamant, Bloomington 2010.
Robert Lackner: Camp Ritchie und seine Österreicher. Deutschsprachige Verhörsoldaten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg, Wien/Köln/Weimar 2020.
Norman Furniss (Indiana University Bloomington, Department of Political Science): Memorial Resolution B8-2014 Alfred („Freddy“) Diamant (September 25, 1917 – May 11, 2012), http://polisci.indiana.edu/faculty/inmemoriam.shtml [18. November 2014].
In Memory of Alfred “Freddy” Diamant, in: Dignity Memorial, http://obits.dignitymemorial.com/dignity-memorial/obituary.aspx?n=Alfred-Diamant&lc=7162&pid=157559844&mid=5101736&locale=en-US [12. Oktober 2016].
Brief von Dr. Herbert Posch und Katharina Kniefacz (Universität Wien) an Dr. Johannes Koll (Wirtschaftsuniversität Wien) vom 13. Februar 2013, in dem die Ergebnisse von Gesprächen zusammengefasst worden sind, die bis 2002 mit Diamant geführt worden sind.